HTML

Über uns

Das deutsche Blog von mercedesyoungtimers.hu. Die Verfasser: Der ungarische Freundeskreis der MB-Youngtimer; Übersetzung: malenykij polgar

Unsere Homepage

Forum, Artikel, Links, weitere Informationen in ungarischer Sprache: www.mercedesyoungtimers.hu

Übersetzungen

Neue Kommentare

Feeds

XML

2009.01.21. 16:50 malenykij polgar

Meine Leidenschaft

Verfasser: Hombár

Vielleicht war mein Vater daran Schuld. Wenn er das gewusst hätte, wäre er vielleicht beim zitronengelben 1500er Lada geblieben oder er hätte den feschen Wolga Kombi gekauft, den man ihm vor seiner Nase weggeschnappt hat. Es kam anders. 

 

Die Auflösung des Ostblocks erlebte ich als Kind. Die Erinnerungen sind nicht mehr ganz scharf, aber eine Sache sehe ich ganz klar: mein Vater fuhr mit einigen Freunden nach Deutschland. Zum Autokauf! Ich wartete fieberhaft darauf mit welchem Traumwagen er nach Hause kommt. Eines war klar: es wird ein Mercedes-Benz und Diesel. Es war sein Traum, wie es ihn damals viele hatten. Heizöl war praktisch umsonst zu kaufen und die Privatgeschäfte und Unternehmen florierten, der Westen war bei uns eingefallen und natürlich viel-viel Forint, bei dem wir nicht wussten was wir damit kaufen sollen. Ein neuer Kühlschrank? Ein riesiger Farbfernseher? Ein Commodore 64? Vielleicht eine HiFi-Anlage? Oder ein Akai Videorecorder? Oder doch lieber ein /8 ? Letzteres galt als Überdrüber. Einem heutigen Teenie müsste man das schon erklären. Das war unser Traum als die Begriffe DVD und Heimkino noch unbekannt waren: 

Ich kann mich noch daran erinnern wie sehr ich auf mein Papa wartete. Dann waren sie da, mit dem großen Anhänger und darauf war ein wunderschöner gelber 116er. Mein Herz fing an zu rasen, die riesigen Heckleuchten sehe ich heute noch vor mir. Ich wurde aber schnell traurig, der 116er war nicht für uns. Den hat der coole Autohändler Freund gekauft, Papa kam mit leeren Händen. 

Kaum vergingen einige Wochen, da war der Familienoberhaupt schon wieder unterwegs. Mit neuen Hoffnungen, ungebrochener Hoffnung und einem Bündel D-Mark in der Innentasche der Levi´s Jeansjacke. Es gab ja noch keine mobile.de oder D-A-Z an heder Ecke. Nun, wir hatten auch kein Telefon, aber es gab Pläne, dass es angeschlossen wird, irgendwann, vielleicht. Ach so, und Sprachen konnte auch kein Schwein. Es waren andere Zeiten. 

Schon war Papa wieder zuhause und diesmal nicht mit leeren Händen! Ich sehe noch die Lackierung in Classicweiss und das tadellose Interieur in Kunstleder/Stoff. Er wagen schwebte wie ein Traum und der Motor summte so leise, dass wir ihn kaum wahr nahmen. Zugegeben, die harte Wahrheit klingt anders. Dieses Exemplar hatte schon damals 12 Jahre und viele hunderttausend Kilometer auf dem Buckel, und stammte aus dem unteren Segment des Angebots: ein 1976er 200D mit Nullausstattung, abgesehen vom nachträglich montierten Blaupunkt Radio. Der erste Weg führte also zu unserem guten Freund, den Kfz-Schlosser, es gab schon einiges zum Richten. Aber es war unser Auto und wir waren endlos glücklich - und die Nachbarn endlos neidisch.

Wir fuhren mit dem Wagen durch ganz Mitteleuropa ich wuchs praktisch auf der Rücksitzbank auf. Ich entdeckte die Welt, der riesige Rücksitz, das Summen des Dieselmotors und das Heulen des verschlissenen Differentials wogen mich in den Schlaf. Mein Vater verdiente aber unser täglich Brot mit dem Auto. Geschäfte, Wareneinkauf, Hängerbetrieb, Dachgepäckträger.  Nein, Gemüsehandel und Marktfahrten waren nicht dabei, ich bitte doch! 

Nach zwei-drei Jahren schonungslosem Gebrauch erlag der Motor auf einer Kecskeméter Tankstelle. Zu diesem Zeitpunkt sah man schon einige rostbraune Farbtöne an der Lackierung und der Wagen bekam ein Sonnendach gegen die Hitze und peinliche Sitzbezüge gegen Dreck. Die Schlosserarbeit, Lackierung und Motorüberholung waren unvermeidbar. In der Zwischenzweit fand noch ein 123er den Weg in unsere Familie, ein Benziner.

Als ich in unserer Garage ware, suchte ich immer die Büchlein unseres Wagens, sie waren im zweiten Schrank und ich studierte die Bilder (lesen konnte ich ja nicht, auf Deutsch lesen erst recht nicht). Ich wunderte mich wie viel Schalter noch da bei den Plastikdeckeln Platz hatten und wie groß die Modellvielfalt bei diesem Auto war. Der andere Mercedes hatte bereits den eckigen Scheinwerfer, Holzeinlagen, Tempomat, Mittelarmlehne und eine coole Scheinwerferreinigungsanlage mit kleinen Wischerblättern, aber kein Erwachsener konnte mir sagen, warum sich die beiden Autos so unterscheiden. Hier sieht man das schönste Bild aus dem so oft studierten Buch:

 

Und das hiert ist der Innenraum eines 123ers mit Nullausstattung. Heutzutage zählt er schon zu den gepflegten. Man beachte den Bezug aus Kunstfell.

Ich entschloss mich als Kind später so einen Wagen zu besitzen, natürlich mit jedem erdenklichen Ding, was man in der Fabrik für ihn vorgesehen hatte, was aber der böse Erstbesitzer nicht bestellte. Diese Ausstattungsdetails summierten sich in einem Preis für den man locker einen guten Opel kaufen konnte:

 

Ohne Führerschein war ich auf die Spielzeugautos angewiesen, also sammelte ich sie, natürlich die mit dem Stern. Das erste schönere Stück bekam ich im Italien-Urlaub: einen 500 SEC von BBurago. Das ist schon wieder eine andere Geschichte...

So, wir schreiben also das Jahr 2009. Das Fahrzeug, von dem ich so viel erzählte, steht in meiner Garage. Seit ich das Auto habe, bin ich permanent am Schrauben. Ich habe bereits sehr viel Zeit, Energie und eine erhebliche Summe Geld investiert, damit es in den Zustand kommt, von dem ich geträumt habe. Gut, er war schon ein hoffnungsloser Fall als ich ihn erbte. Ich gab trotzdem nicht auf und vielleicht, Dank meiner Freunde die ich in dieser Truppe kennen lernte, wird er bald schöner, als ich mich das erste Mal reinsetzen durfte, vor zirka 20 Jahren. Hier ist ein Bild aus 2007:

 

Man könnte meinen, dass ich noch nicht erwachsen bin, aber ich fürchte, ich bleibe so. Wie gravierend meine unheilbare Geistesstörung ist, werdet ihr aus meinen nächsten Beiträgen erfahren.


 

Leave a comment


Trackback address for this post::

https://mbybkde.blog.hu/api/trackback/id/tr83893795

Kommentek:

A hozzászólások a vonatkozó jogszabályok  értelmében felhasználói tartalomnak minősülnek, értük a szolgáltatás technikai  üzemeltetője semmilyen felelősséget nem vállal, azokat nem ellenőrzi. Kifogás esetén forduljon a blog szerkesztőjéhez. Részletek a  Felhasználási feltételekben és az adatvédelmi tájékoztatóban.

No feedback.
süti beállítások módosítása